Das sogenannte Filioque ist ein lateinischer Zusatz zum Glaubensbekenntnisses von Nizäa-Konstantinopel. Es besagt aus, dass der Heilige Geist nicht nur aus dem Vater, sondern auch aus dem Sohn hervorgeht. In der römisch-katholischen Kirche hat dieser Zusatz mittlerweile einen dogmatischen Rang.
Um was geht es genau?
Filioque bedeutet „und (aus) dem Sohn“. Konkret handelt es sich um folgende Stelle:
„[…] et in Spiritum Sanctum, Dominum et vivificantem, qui ex Patre Filioque procedit […]“
„[…] und [wir glauben] an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht […]“
Im griechischen Urtext, heißt es jedoch nur:
„[…] καὶ εἰς τὸ Πνεῦμα τὸ Ἅγιον, τὸ κύριον, τὸ ζωοποιόν, τὸ ἐκ τοῦ Πατρὸς ἐκπορευόμενον […]“
„[…] und an den Heiligen Geist, den Herrn, den Lebendigmacher, der aus dem Vater hervorgeht […]“
Die Begründung
Der heilige Geist geht aus dem Vater und dem Sohn als einem einzigen Prinzip durch eine einzige Hauchung hervor.
- Der hl. Geist ist nach der Lehre der hl. Schrift nicht bloß der Geist des Vaters (Mt 10,20 „Der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet…“; vgl. Joh 15,26; 1Kor 2,11f.), sondern auch der Geist des Sohnes (Gal 4,6 „Gott sandte den Geist seines Sohnes in eure Herzen“), der Geist Jesu (Apg 16,7 „der Geist Jesu gestattete es ihnen nicht“), der Geist Christi (Röm 8,9 „Wenn aber jemand den Geist Christi nicht hat, so gehört er ihm nicht an“), der Geist Jesu Christi (Phil 1,19 „durch die Hilfeleistung des Geistes Jesu Christi“). Wenn die Bezeichnung GEIST DES VATERS eine Ursprungsbeziehung zum Vater ausdrückt, wie auch die Griechen zugeben, dann muss in analoger Weise auch die Beziehung GEIST DES SOHNES eine Ursprungsbeziehung zum Sohn ausdrücken.
- Der hl. Geist wird nicht bloß vom Vater (Joh 14,16-26), sondern auch vom Sohn gesandt (Joh 16,7; Lk 24,49; Joh 20,22). Die Sendung nach außen ist gewissermaßen die Fortsetzung des ewigen Hervorgehens in der Zeit. Aus der Sendung kann man darum auf das ewige Hervorgehen schließen. Dem Senden entspricht das ewige Hervorbringen, dem Gesandtwerden das ewige Hervorgebrachtwerden. Da nach dem Zeugnis der hl. Schrift der hl. Geist vom Vater und dem Sohn gesandt wird, so ist daraus zu folgern, dass Er vom Vater und vom Sohn hervorgebracht wird.
- Der hl. Geist empfängt sein Wissen vom Sohn. Joh 16,13f. „Alles, was er hört, wird er reden […] jener wird mich verherrlichen; denn er wird aus dem Meiningen nehmen und es euch verkünden.“ Das Hören und Empfangen des Wissens kann bei einer göttlichen Person nur so verstanden werden, dass Sie das göttliche Wissen und die damit identische göttliche Wesenheit von Ewigkeit her von einer anderen göttlichen Person durch Wesensmitteilung empfängt. Da der hl. Geist sein Wissen vom Sohn empfängt, muss er vom Sohn ausgehen, wie der Sohn, der sein Wissen vom Vater empfängt (Joh 8,22f.), vom Vater ausgeht. Der hl. Augustinus bemerkt zu der Stelle: „von jenem wird er es hören, von dem er ausgeht. Hören ist für ihn Wissen, Wissen aber Sein“ (in Ioan. Tr. 99,4) Dass der hl. Geist vom Vater und vom Sohn wie von einem einzigen Prinzip und durch eine einzige Hauchung ausgeht, ergibt sich aus Joh 16,15: „Alles, was der Vater hat, ist mein“ Wenn der Sohn aufgrund Seiner ewigen Zeugung vom Vater alles besitzt, was der Vater der besitzt, ausgenommen die Vaterschaft und die Ursprungslosigkeit, welche nicht mittelbar sind, dann muss Er auch die Hauchungskraft und damit das Prinzipsein in Bezug auf den hl. Geist besitzen.
- „Und er zeigte mir einen Strom mit dem Wasser des Lebens, schimmernd wie Kristall, der vom Throne Gottes und des Lammes hervorkam. In der Mitte ihres Platzes und des Stromes zu seinen beiden Seiten steht ein Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt, jeden Monat gibt er seine Frucht, die Blätter des Baumes aber dienen zur Heilung der Völker.“ (Offb 22,1-2) Was symbolisiert das „Wasser des Lebens„? Den Heiligen Geist! Demnach kommt Er von Gott und vom Lamm hervor, also dem Vater und dem Sohn.
3 Kommentare
Eine gute und informative Seite, insbesondere für Evangelikale. Der Filioque Artikel ist aber leider ganz schwach und drückt keineswegs die aktuelle katholische Position in den ökumenischen Dokumenten aus. Die Monarchie des Vaters ist auch Lehre der katholischen Kirche! Auch die unterschiedliche Herangehensweisen an das Trinitätsmysterium der beiden Kirchen wird gar nicht dargelegt. Hier wird leider in bibizistischer und einseitiger Weise argumentiert. Eine schöne Zusammenfassung bietet die online verfügbare Diplomarbeit von Andrea Riedel. Wer wirklich in das Thema einsteigen will, sollte es lesen.
https://docplayer.org/220519095-Die-vatikanische-klarstellung-die-griechische-und-die-lateinische-ueberlieferung-ueber-den-ausgang-des-heiligen-geistes-1995-diplomarbeit.html
Vielen Dank für die Kritik. Wir werden schauen, dass wir in Zukunft auch zu diesem Thema mehr ins Detail gehen.
Der Ausgang des Heiligen Geistes von Vater und Sohn ist nicht zeithaft. Der Heilige Geist ist nicht Sohn.
[S. 321] In jener höchsten Dreieinigkeit hingegen, die Gott ist, gibt es keinerlei zeitliches Auseinander, so daß man zeigen oder wenigstens untersuchen könnte, ob zuerst der Sohn vom Vater geboren sei und dann von beiden der Heilige Geist hervorgehe. Die Heilige Schrift nennt ihn ja den Geist der beiden. Er ist es ja, von dem der Apostel sagt: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen.“1 Er ist es auch, von dem derselbe Sohn sagt: „Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters, der wird in euch reden.“2 Durch viele andere Zeugnisse der göttlichen Worte wird erhärtet, daß er der Geist des Vaters und Sohnes ist, er, der in der Dreieinigkeit den Eigennamen Heiliger Geist hat. Von ihm sagt wiederum der Sohn selbst: „Den ich euch vom Vater senden werde“,3 und an einer anderen Stelle: „Den der Vater in meinem Namen senden wird.“4 Daß er aber von beiden hervorgeht, wird so gelehrt: Der Sohn selbst sagt: „Er geht vom Vater hervor.“5 Als er von den Toten auferstanden und seinen Jüngern erschienen war, hauchte er sie an und sprach: „Empfanget den Heiligen Geist!“6 So wollte er zeigen, daß der Geist auch von ihm hervorgehe. Dieser ist auch „die Kraft“, die „von ihm ausging“, wie man im Evangelium liest, „und alle heilte“.7
Hilarius von Poitiers († 367) – Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (De Trinitate)
Achtes Buch
20. Von wem her der Heilige Geist sein Dasein habe, ist nicht ungewiß. Was er vom Sohn empfängt, empfängt er auch vom Vater. Deswegen sind Vater und Sohn wesenseins.
Auch in der Frage will ich nicht an der Freiheit der Erkenntnis mäkeln, ob nach ihrem Glauben der Tröster-Geist vom Vater oder vom Sohn her sein Dasein habe.1 [S. 27] Der Herr hat es nämlich nicht im Ungewissen gelassen. Denn im Zusammenhang mit denselben Worten hat er so gesprochen: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn jener Geist der Wahrheit gekommen ist, wird er euch in alle Wahrheit einführen. Denn er wird nicht von sich aus sprechen, sondern was er gehört hat, wird er sprechen, und die Zukunft wird er euch verkünden; er wird mich ehren; denn von mir wird er empfangen und es euch verkünden. Alles, was der Vater besitzt, ist mein; deswegen habe ich gesagt, daß er von dem Meinigen empfangen und es euch verkünden wird.”2
Vom Sohn also empfängt, wer einerseits von ihm gesandt wird, anderseits vom Vater ausgeht. Ich frage, ob es dasselbe sei: vom Sohn empfangen, und: vom Vater ausgehen. Wenn man es für unterschieden halten sollte, das Empfangen vom Sohn und das Ausgehen vom Vater, so wird man doch sicherlich das Empfangen von dem Sohn für eines und dasselbe halten wie den Empfang vom Vater. Denn der Herr selbst sagt: „Denn von dem Meinigen wird er nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; deswegen habe ich gesagt: Von dem Meinigen wird er empfangen und es euch verkünden.”3 Was er empfängt ― ob es Macht ist oder Kraft oder Lehre ―, das muß er nach dem Worte des Sohnes von diesem empfangen; und von eben diesem sagt er ausdrücklich, daß es vom Vater empfangen werden müsse. Wenn er nämlich sagt, aller Besitz des Vaters sei sein Eigentum, und daß deswegen seine Behauptung gelte, daß er (der Geist) von ihm (dem Sohn) empfangen müsse, so lehrt er, daß es auch vom Vater empfangen werden müsse und von ihm (dem Sohn) empfangen werde; denn aller Besitz des Vaters sei sein Eigentum.
Diese Einheit hat keine Verschiedenheit; und was vom [S. 28] Vater gegeben wurde, daß dies als auch vom Sohn gegeben dargestellt wird, darin liegt kein Unterschied, von wem her es genommen wurde. Will man auch hier etwa die Einheit des Wollens vorbringen? Aller Besitz des Vaters eignet dem Sohn, und aller Besitz des Sohnes eignet dem Vater. Selbst sagt er nämlich: „Und das Meinige ist dein, und das Deinige ist mein.”4 Noch ist hier nicht der Ort, um die Begründung für sein Wort zu zeigen: „Denn er wird von dem Meinigen empfangen.” Denn es bedeutet eine zukünftige Zeit, wenn er als einer bezeichnet wird, der empfangen wird. Jetzt sagt er sicherlich deswegen, daß er von ihm empfangen werde, weil aller Besitz des Vaters sein eigen sei. Schneide die Einheit dieses Wesens auseinander, wenn du es kannst, und bringe einen zwingenden Grund für eine Unterschiedenheit bei, um derentwillen der Sohn nicht in der Einheit des Wesens (mit dem Vater) sei! Denn vom Vater hat der Geist der Wahrheit den Ausgang; doch wird er durch den Sohn vom Vater her gesandt. Aller Besitz des Vaters eignet dem Sohn. Deswegen wird jener, der gesandt werden soll, alles vom Sohn empfangen, was er empfangen wird, weil alles Eigentum des Vaters auch das des Sohnes ist.
Das Wesen wahrt also in allem seine Gesetzlichkeit; und daß beide eines sind, das bezeichnet die gleiche Göttlichkeit, die vermöge der Zeugung und Geburt in beiden ist. Denn was der Geist der Wahrheit vom Vater empfangen wird, von dem lehrt der Sohn ausdrücklich, daß es von ihm (dem Sohn) gegeben werden müsse. Man darf also der irrlehrerischen Verkehrtheit nicht die Freiheit falschgläubiger Erkenntnis zugestehen, so daß man (irrig) lehre, dieses Wort des Herrn dürfe nicht auf die Einheit des Wesens bezogen werden, (dieses Wort,) daß der Geist der Wahrheit deswegen von ihm (dem Sohn) empfangen werde, weil aller Besitz des Vaters ihm eignet.
Epiphanius v. Salamis († 403) – Der Festgeankerte (Ancoratus)
Brief
73.
Da nun der Geist vom Vater ausgeht und, wie Christus spricht, „von dem Meinen“ nimmt, so möchte ich behaupten, daß, wie „niemand den Vater kennt außer der Sohn und niemand den Sohn außer der Vater“1 in gleicher Weise den Geist niemand kennt außer der Vater, von dem er ausgeht, und der Sohn, von dem er nimmt; ebenso aber kennt niemand den Vater und Sohn als der Hl. Geist, er, der wahrhaft verherrlicht, alles lehret, der Zeugnis gibt über den Sohn, der vom Vater und aus dem Sohne ausgeht und allein der Wegweiser zur Wahrheit ist; er ist der Ausleger der heiligen Satzungen, der Verkünder des geistigen Gesetzes; er ist der Führer der Propheten, der Lehrer der Apostel, der Erleuchter2
Fulgentius von Ruspe (467-533) – Vom Glauben an Petrus (De fide ad Petrum)
1. Kapitel (3—6). Von der heiligsten Dreifaltigkeit.
6.
Der Prophet Isaias hat nicht verschwiegen, daß ihm diese Dreifaltigkeit der Personen und die Einheit der Natur geoffenbart wurde, wenn er sagt, er habe die Seraphim gesehen, die ausriefen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Gott Sabaoth.“ 1 Deutlich erkennen wir hier darin, daß dreimal „heilig“ gesagt wird, die Dreiheit der Personen, darin aber, daß nur einmal: „Herr Gott Sabaoth“ gesagt wird, die Einheit der göttlichen Natur, In jener heiligen Dreifaltigkeit also, von der uns so oft gesprochen wird, damit sie sich eurem Herzen um so tiefer einpräge, ist ein Vater, der allein wesenhaft von sich selbst den einen Sohn gezeugt hat, und ein Sohn, der allein von dem einen Vater wesenhaft gezeugt ist, und ein Heiliger Geist, der allein wesenhaft vom Vater und Sohn ausgeht. Dies alles aber vermöchte eine einzige Person nicht, nämlich sich zeugen, aus sich gezeugt werden und aus sich hervorgehen. Weil also ein Unterschied besteht zwischen gezeugt haben und gezeugt sein, zwischen hervorgehen und gezeugt haben und gezeugt sein, ist es offenkundig, daß der Vater ein anderer ist, ein anderer der Sohn, ein anderer der Heilige Geist. Die Dreiheit bezieht sich also auf die Personen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, die Einheit auf die Natur.